Es ergab sich, dass ein im Jahr 1965 verkaufter Ferrari 330 GT 2+2 (Chassis 07963), ein früher Wagen der zweiten Serie ohne Doppelscheinwerfer, zurück zum Importeur Luigi Chinetti gelangte und dort von dessen Sohn als idealen Startpunkt für einen ganz besonderen Sportwagen-Kombi auserkoren wurde. Zusammen mit dem Illustrator Bob Peak zeichnete er einen dynamisch wirkenden Sportwagen. Bob Peak wurde vor allem durch seine Filmposter, u.a. für West Side Story, My Fair Lady, aber auch Star Trek, Superman oder Excalibur bekannt.
Die Entwurfszeichnungen wurden zusammen mit dem Ferrari 330 GT 2+2 nach Italien verschifft.
Die Carozzeria Vignale erhielt den Auftrag, den Sportkombi aufzubauen. Alfredo und seine Blechklopfer machten sich an die Arbeit und am Ende des Tages soll kaum ein originales Blechteil überlebt haben.
Nur gerade ein Teil der Türen und die Windschutzscheibe konnten wiederverwendet werden. Auch die rote Aussenfarbe behielt der Wagen nicht, gespritzt wurde er schokadenbraun.
Der fertiggestellte Kombi stand schliesslich im Oktober 1968 anlässlich des 50. Turiner Autosalon auf dem Stand von Vignale.
Dort fiel er zwar auf, gefielt aber nicht unbedingt.
Die Automobil Revue notierte:
“Ferrari 330 zum Kombiwagen degradiert — Äusserst spärlich sind die Salonbesucher, die mit Wohlgefallen diesen schokoladefarbig lackierten viersitzigen Station Wagon von Vignale auf dem Chassis des Ferrari 330 bewundern. Der breitausladende hintere Dachträger will nicht zum zierlichen Wagenheck passen.”
Auto Motor und Sport notierte süffisant:
“Ein Stationwagen auf Ferrari 330 Chassis; man kann sich die Fahreigenschaften vorstellen, wenn der Heckraum entsprechend beladen ist!”
Die Formensprache des Shooting Brakes entsprach sicherlich nicht dem allgemeinen Zeitgeschmack und lag weit von dem weg, was Tom Tjaarda beim originalen 330 GT vorgelegt hatte. Besonders die Front mit dem viereckigen Kühlergrill und von Lamellen verschleierten Scheinwerfern wirkte ungewohnt. Der Überrollbügel war ungewöhnlich kräftig ausgefallen, das Heck dann komplett in Glas gehalten.
Irgendwie passte das alles nicht so ganz zusammen, aber es ergaben sich damit sicherlich mehr Komfort für die Passagiere und vor allem deutlich mehr Gepäckraum, auch wenn umklappbare Rücksitze beim Umbau nicht möglich waren.
Zu welchem Zeitpunkt der originale Motor 7963 durch den Austauschmotor 9269 ersetzt worden war, ist nicht ganz klar, doch wird vermutet, dass dies beim Umbau geschah.
Zunächst für den Eigengebrauch
Die nächsten Jahre blieb der Shooting Brake im Besitz von Chinetti Junior, dann, um 1974 wurde er nach Philadelphia und später New York weiterverkauft.
Im Jahr 1990 wurde der Wagen von Jean-Claude Paturau aus Paris erworben, der den Wagen restaurieren liess. Vermutlich erhielt er zu diesem Zeitpunkt eine Lackierung in Grün-Metallic.
Paturau zeigte das Einzelstück u.a. am Bagatelle-Concours und am Concorso d’Eleganza Villa d’Este.
2011 kaufte Jason Cheetham, besser bekannt als Jay Kay von Jamiroquai, den eigenwilligen Kombi. Er präsentierte den Wagen 2012 am Salon Privé und 2015 am Cartier Style et Luxe Concours anlässlich des Goodwood Festival of Speed. Wenig später trennte er sich wieder vom Ferrari.
Im Jahr 2017 wurde der Wagen erneut umlackiert, dieses Mal wurde ein metallisierter Bronzeton gewählt.
Jetzt soll der einmalige Ferrari-Kombi einmal mehr einen neuen Besitzer finden. Nachdem in der Vergangenheit bereits Bonhams und Gooding & Co Gelegenheit hatten, den Wagen zu vermitteln, ist nun die Reihe an RM/Sotheby’s, die den Ferrari am 8. Dezember 2018 anlässlich der Peterson Automotive Museum Auction in Los Angeles unter den Hammer bringt.
Die Erwartungen an den vermutlich letzten von Vignale karossierter Ferrari mit einem sicherlich spektakulären Aufbau werden hoch sein. Bonhams hatte den Wagen 2008 auf USD 500’000 bis 600’000 eingeschätzt, Gooding & Co erwartete im Sommer 2017 USD 700’000 bis 900’000. RM/Sotheby’s hat den Schätzpreis zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt gegeben. Aber der Ferrari soll ohne Mindestpreis angeboten werden!
Letztendlich bekam ein Bieter aus Los Angeles, California, USA bei $ 313.000 den Zuschlag.
Ob der Ferrari nun wieder eine andere Farbe erhält?
Vielleicht sehen wir ja irgendwann wieder ein Rot an diesem, m.M.n. sehr gelungenen Kombi.
Quelle: Zwischengas, RM/Sotheby's mit meinen Worten