Pariser Chic von Citroën
Für die DS-Linie baut Citroën mit dem Divine ein sportliches Schmuckkästchen. Premiere hat die Studie auf dem Autosalon in Paris 2014.
Chanel, Luis Vuitton, Hermes oder Yves Saint Laurent, nur weil sich die französischen Automobilhersteller aus der Oberklasse abgemeldet haben, heißt das noch lange nicht, dass die Grande Nation kein Premium kann. Das will uns zum Pariser Autosalon auch Citroën beweisen. Denn vier Jahre und über 500.000 Autos nachdem die Marke mit ihrem Ableger DS als einzige zumindest noch einen Hauch von Noblesse und Haute Couture auf die Straße gerettet hat, stimmen die Franzosen dort mit der Studie "Divine DS" so langsam auf die zweite Generation der Modellpalette ein und treiben den Pariser Chic dabei auf die Spitze.
Zwar ist das Showcar nur gut 4,20 Meter lang und deshalb alles andere als eine luxuriöse Limousine, doch dafür funkelt das Designmodell, der tatkräftigen Unterstützung von Swarovski sei Dank, als würde es beim Juwelier und nicht auf einem Automobilsalon präsentiert. Und als wären die Edelsteine in den Scheinwerfern und auf den Charakterlinien des Coupés noch nicht genug, trägt das Coupé einen schwarz abgesetzten Streifen längs übers Heck, der wahlweise an den Rückenpanzer eines Gürteltiers oder das Gliederarmband einer Uhr erinnert. Im Dach noch von gläsernen Kacheln durchbrochen, schließt sich dieser aus verschiedenfarbigen Metallplatten gefertigte Schildpanzer weiter nach hinten komplett und ersetzt die Heckscheibe. So können die Passagiere im Fond ungehindert in ihrem eigenen Kokon kuscheln und der Fahrer schaut halt nicht in den Spiegel, sondern auf einen Monitor, auf den eine Kamera das Geschehen hinter dem Auto überträgt.
Göttin mit messerscharfer Flanke
Aber die göttliche Göttin will nicht nur schick, sondern auch sportlich sein. Sind die aktuellen DS-Modelle alle ein bisschen unförmig und schon im Stand behäbig, lässt das Messeauto provozierend die Muskeln spielen: Die Kotflügel sind extrem weit ausgestellt, die wenigen Linien an der Flanke messerscharf, die LED-Scheinwerfer und Rückleuchten böse funkelnd und der Grill so groß und gemein, als könnten darin kreuzbrave Kleinwagen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Und damit das Paket auch schön glaubwürdig wird, röhrt unter der Haube der 270 PS starke Turbo aus dem Peugeot RCZ-R.
Aber mehr noch als mit dem funkelnd-feschen Blech überrascht der Citroën mit seinem Interieur. Denn wer die gegenläufigen Türen aufschwingen lässt, der blickt in eine unnachahmliche Luxuslounge: vier Schalensitze wie Designersessel, ein Cockpit wie ein Schmuckkästchen und eine Mittelkonsole, die sich wie ein Kunstwerk längs durchs ganze Auto zieht. Als wäre das nicht auch in Lack und Leder schon spektakulär genug, garnieren die Franzosen das mit einer Materialauswahl, die selbst bei Bentley oder Rolls-Royce den Controllern zum Opfer fallen würde: Das Leder kommt vom Luxus-Sattler aus der Rue Faubourg Saint Honore, in den Stoffen funkeln Hunderte eingenähter Kristalle, auf den Schaltern und um sie herum haben die Designer mit Marmor und Granit gespielt und die riesige Mittelkonsole wurde kurzerhand mit Weißgold belegt. Und weil in der Mode schließlich jeder seinen ganz eigenen Geschmack hat, kann man weite Teile des Interieurs binnen 15 Minuten austauschen und den Wagen so weiter individualisieren.
Ob die göttliche Göttin eine Chance auf die Serie hat? Wenn man die Designer von Citroën darauf anspricht, antworten sie mit den üblichen Ausflüchten. Sie wollten den Geist, die Essenz der Marke einfangen, wollten die Formensprache weiterentwickeln und neue Materialien ausprobieren. Und natürlich wollen sie zumindest ein paar Details in die neuen Modelle retten, die in zwei, drei Jahren auf den Markt kommen werden. Aber tatsächlich ein Auto mit Gliederpanzer und einem goldenem Herz zu bauen, da zucken sogar die selbsternannten Erfinder der automobilen Avantgarde bei Citroën zusammen. Nicht nur, weil die Formen dafür dann doch zu ungewöhnlich sind. Sondern vor allem, weil sich ein Auto aus Gold ja doch niemand leisten kann. Zumindest nicht, wenn es von Citroën kommt. Noch nicht.
Quelle: autobild.de, Autor: Thomas Geiger