Finnen kamen nicht nur im Rennsport in allen erdenklichen Varianten zum Einsatz, nur um Zehntelsekunden einzusparen. Sie zierten auch auf oft charmante Art und Weise die einen oder anderen Design-Klassiker – sie etwa diesen Ferrari 212 Inter Vignale.
Der Ferrari 212 Inter erschien nur sechs Jahre nach dem Start der Sportwagenmarke – inmitten der lebendigen und romantischen „Boutique-Ära“ der 1950er Jahre. Er galt als Nachfolger der erfolgreichen 166er und 195er Inter-Modelle und wurde im Jahr 1951 in 80 Einheiten gebaut. Damals wurden die Ferrari-Karosserien noch von den unterschiedlichsten Designbüros gestaltet und angefertigt. Jeder der anspruchsvollen Kunden hatten individuelle Vorstellungen, die es umzusetzen galt. So glich nahezu kein Auto dem anderen.
Bekannt als „Geneva Coupé“ ist der hier gezeigte Ferrari 212 Inter, eines von nur sechs gebauten Exemplaren aus der Feder des Turiner Coachbuilders Vignale. Außergewöhnlich sind die flache Dachlinie, der Chrom-Zierrahmen rund um das Auto, die elegante Zweifarblackierung und - nicht zu vergessen - die zarten Finnen auf dem Kofferraumdeckel. Alfredo Vignales erfolgreiche Partnerschaft mit Ferrari war zwar nur von kurzer Dauer, brachte der Automobilwelt aber einige der schönsten Sportwagen der frühen Geschichte Ferraris – vor allem dank der innovativen Entwürfe des talentierten Designers Giovanni Michelotti.
Bewährter Colombo-V12
Ingenieur Gioacchino Colombo hatte bereits für den ersten Ferrari 125S von 1947 einen überzeugenden Motor entwickelt, der bis ins Jahr 1966 in den Sportwagen aus Maranello brillierte und in dieser Zeit hubraumtechnisch praktisch auf das Doppelte anwuchs.
Im 212 Inter taten zwei obenliegende und über Ketten angetriebene Nockenwellen Dienst, um die 24 Ventile über den in einem 60-Grad-Winkel gespreizten Zylinder zu bedienen.
Die Vergaser stammten von Weber, die 12-Volt-Elektrik von Marelli. Natürlich war der Motor wassergekühlt und im Bug hinter der Vorderachse eingebaut wie bei allen Ferrari-Sportwagen jener Zeit.
Gegenüber der Rennsportversion musste der 212 vorerst auf die dreifache Vergaserausrüstung verzichten, doch bald stiegen auch bei den Käufern die Leistungsgelüste und auch im 212 wurden bis zu drei Doppelvergaser verbaut. Die Motorleistung lag je nach Ausführung zwischen 130 und 170 PS (bei 6500 Umdrehungen!), gut für eine Höchstgeschwindigkeit von über 180 km/h.
Im Jahr 1953 entstand Chassis 0287 EU, das bei Vignale mit einer Coupé-Karosserie komplettiert wurde und danach in die USA an Luigi Chinetti Motors geliefert wurde, wo es der erste Besitzer namens Thomas Neelands in New York übernehmen konnte.
Der Ferrari 212 Inter mit Fahrgestell 0287 EU dürfte einer der letzten von Vignale karossierten Fahrzeugen sein und er weist die charakteristische Front mit deutlich ausgeprägten Kotflügeln mit zentral angebrachten Blinkern auf. Im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger sind die Hauptscheinwerfer aber neben dem Kühlergrill platziert. Ob dieser Wagen immer derart sparsam mit Chrom verziert war, wie er heute dasteht, ist nicht eindeutig klar.
Der rote Ferrari 212 Inter Vignale von 1953 wird am 14. März 2015 von RM/Sotheby’s in Amelia Island versteigert. Der Schätzpreis wurde auf USD 2 bis 2,5 Millionen angesetzt.
Quellen: classicdriver.com und Zwischengas.com
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