Der 456 GT verbesserte das Konzept eines 2+2 Luxuscoupés, während Ferrari mit diesem Modell zum Frontmotor – zum ersten Mal seit dem Jahr 1968 mit dem365 GTB4 – zurückkehrte. Der vollkommen neue 65-Grad V12-Zylinder bot fantastische Flexibilität und Leistung.
Die von Pininfarina entworfene Aluminiumkarosserie war nicht nur aerodynamisch sondern auch effizient und unglaublich elegant, während sie unmissverständlich die Identität eines Modells von Ferrari widerspiegelte. Die Ergonomie im Cockpitführte zu außergewöhnlichem Komfort für die Fahrzeuginsassen. Der 456 GT setzte zweifelsohne einen neuen Standard ins einer Fahrzeugkategorie.
Nachdem Ferrari drei Jahre lang kein V12-Triebwerk in der2+2-Modellreihe hatte wurde der 456 GT zum 40. Jahrestag des belgischen Ferrari-Vertragshändlers im September des Jahres 1992 angekündigt und feierte im Monat darauf seine Premiere auf der Autoshow in Paris.
Im Rahmen der Feierlichkeiten für den Garage Francorchamps Jahrestag wurde das neue Modell bei einem Galadinner im Palais de Cinquantenaire im Zentrum der belgischen Hauptstadt vorgestellt. Es handelte sich um einen positiven aber gleichzeitig auch wagemutigen Schritt des Unternehmens, da sich der Luxussportwagenmarkt zu diesem Zeitpunkt, nach dem “Hype“ der späten 80er Jahre, in einer schweren Depression befand. Das Unternehmen war jedoch dazu entschlossen die Modellpalette zu erweitern und die Position als der weltweit beliebteste Hersteller von Traumwagen zu verteidigen.
Die sanften Formen aus Feder von Pininfarina wurden begeistert aufgenommen. Vor allem die modernisierte Interpretation desberühmten 365 GTB/4 “Daytona” mit der langen Front und den versenkbaren Scheinwerfern. Ebenso vom “Daytona” inspiriert war auch das Design des hinteren Fahrgastbereichs und des Hecks. Trotz moderner Formenkonnten klassische Elemente ausgemacht werden, welche die Tradition des Unternehmens aufgriffen.
Ein aerodynamisches Element, das man beinahe nichtwahrnehmen konnte war der elektronisch gesteuerte Spoiler in einem Ausschnitt des Heckabschirmblechs, dessen Winkel sich in Bezug auf die Geschwindigkeit des Wagens veränderte, um den Abtrieb zu steigern. Wie auch alle anderen Wagen der Modellpalette zu diesem Zeitpunkt, so war auch dieses Modell als ein „Weltwagen“ entworfen worden, wobei es auch eine Variante für den US-Markt gab.
Während vorangegangene 2+2-Modelle auch mit Automatikschaltung angeboten wurden, so stand der 456 GT anfangs nur mit Schaltgetriebe zur Verfügung. Dies war eine weitere Übereinstimmung mit dem “Daytona”, wobei das Getriebe mit dem Differential und dem Achsantrieb verbunden war und einen Transaxle-Aufbauformte.
Die Karosserie
Die Karosserien waren auf Chassis mit einem Radstand von 2600mm montiert. Dies waren 100 mm weniger als beim 412 2+2-Modell. Die Spurweitebetrug vorne 1.585 mm und hinten 1.606 mm. Es kam eine klassische Stahlrohrkonstruktion mit der internen Bezugsnummer F 116 CL zum Einsatz, wobei Unterstrukturen genutzt wurden, um Mechanik und Karosseriekomponenten zu stützen.
Die Fahrgestellnummern waren fortlaufend von 96157 bis 111376 und der Wagen wurde von 1992 bis 1998 insgesamt 1.548 Mal gefertigt.
Das Modell stand links-und rechtsgesteuert zur Verfügung, wobei Servolenkung zur Serienausstattung gehörte.
Der Großteil der Karosserieteile war aus Aluminium gefertigt und mit einem speziellen Feran genannten Sandwich-Material auf den Stahlrahmengeschweißt. Das Feran war chemisch vorbehandelt, um das Verschweißen zweierverschiedener Materialien zu ermöglichen. Bei Front und Heck handelte es sich um zwei Verbundmaterialformen.
Die Standardfelgen waren Interpretationen der traditionellen 5-Speichenräder im Leichtmetall-Design mit eleganten, konvexgeformten Speichen und fünf Radmuttern. Der Wagen verfügte über Einzelradaufhängung rundum, Stabilisatoren vorne und hinten sowie vom Fahrer regulierbaren Federungseinstellungen und einer selbstregulierenden, hydraulischen Hinterraddämpfung.
Die regulierbaren Dämpfer waren mit einem elektronischen „Gehirn“ versehen, das verschiedene Faktoren wie Lenkwinkel, Geschwindigkeit und Beschleunigung verarbeitete, um die für verschiedene Anforderungen die perfekten Einstellungen zu bieten. Die Servolenkung war Geschwindigkeitsabhängig.
Vier innenbelüftete Scheibenbremsen waren serienmäßig und mit einem ATE Mark IV Antiskid-Systemausgestattet, um Traktionsverlust unter Extrembelastung zu minimieren.
Das Triebwerk
Das Triebwerk war vollkommen neue. Der erste nagelneue12-Zylinder seit dem Boxermotor zwei Jahrzehnte zuvor, mit den internen Bezeichnungen 116 B und später 116 C. Es war auch eine Rückkehr zu den alten Traditionen bezüglich der Bezeichnung des Modells (456), wobei sich die Zahl auf das Volumen eines einzelnen Zylinders in Kubikzentimeter bezog.
Vorangegangene V12-Triebwerke hatten einen 60-Grad Winkel zwischen den Zylinderreihen, wenn man den Boxer nicht als V12 mit einem 180-Grad Winkelberücksichtigt. Das neue Triebwerk hatte einen 65-Grad Winkel. Der Gesamthubraum lag bei 5.474 ccm mit Bohrung und Hub von 88 mm und 75mm. Es verfügte über vier Ventile pro Zylinder, doppelten obenliegenden Nockenwellenpro Zylinderreihe sowie Trockensumpfschmierung.
Motorblock, Zylinderköpfe, Sumpf und weitere Güsse waren aus Leichtmetall mit Nicasil-behandelten Leichtmetall-Zylinderrohren. Eine Bosch Motronic 2.7 Einspritz-/Zündanlage war für das Motorenmanagement zuständig. Diese wurde im Jahr 1996 durch eine Motronic 5.2 Einheit abgelöst. Hier wurde das Luft-Benzin-Gemisch durch wunderschön geformte Einlässe in den Motor geleitet. Die maximale Leistung lagbei 442 PS bei 6.200 U/Min. das gesamte Antriebssystem war vollkommen neu undverfügte über ein Synchromesh Sechsgang-Transaxle-Getriebe: ein Debüt in einem Ferrari Straßenwagen.
Das Transaxle-Prinzip, für eine bessere Gewichtsverteilung, war für Ferrari nicht neu. Es war rund 25 Jahre zuvor bereits erfolgreich in den Modellen 275 GTB und “Daytona” eingesetzt worden.
Das Interieur
Das Interieur des Wagens war serienmäßig mit feinstem Leder ausgestattet, wobei die Vordersitze elektronisch verstellbar waren. Diese gleiteten automatisch nach vorne, wenn der Hebel für den Einstieg im Fondbetätigt wurde.
Die Rücksitze boten ausreichend Platz für Erwachsene mit guter Kopf- und Beinfreiheit für die meisten Insassen. Fahrzeuginsassen im Fondhatten eine gute Aussicht durch die Fenster, ohne dass dabei die C-Säulengestört hätten.
Eigens angefertigte Ledergepäckstücke ermöglichten die perfekte Ausnutzung des Kofferraumangebots.
Serienmäßig war der Wagen mit elektrischen Fensterhebern und elektrisch verstellbaren Außenspiegeln, einem CD-Spieler mit acht Lautsprechern und Klimaanlage ausgestattet. Mitte des Jahres 1996 kamen Doppelairbags zur Serienausstattung hinzu, wobei hierzu das Lenkradneu gestaltet wurde.
Quelle: auto.ferrari.com