BMW M3 DTM E92.Das Bilderbuch-Comeback.
Als hätte es die 20 Jahre lange Pause nie gegeben: Nach dem Ende des Engagements von BMW Motorsport in der Formel 1 im Jahr 2009 fiel die Entscheidung, ab 2012 wieder einen M3 in die DTM zu entsenden. Dort stand zuletzt 1992 ein M3 E30 eines BMW Werksteams am Start. In Anlehnung an das zu diesem Zeitpunkt aktuelle Modell des E92 schufen die Ingenieure abermals ein Fahrzeug, das das Siegen nicht lassen konnte.
Anders als der Vorgänger in der DTM wurde der neue M3 für den Einsatz in dieser Rennserie ausschließlich für diesen Zweck entwickelt. Luftmengenbegrenzer kappten die Maximalleistung des V8-Saugers mit vier Litern Hubraum bei 480 PS. Den Rahmen für die Gesamtkonstruktion gab das vom Reglement vorgeschriebene CFK-Monocoque-Chassis vor. Am Ende war eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in etwa drei Sekunden möglich.
Mit dem Kanadier Bruno Spengler am Steuer glückte gleich im zweiten Saisonrennen der erste Sieg der anspruchsvoll reglementierten und in Deutsche Tourenwagen Masters umbenannten Rennserie beim Lauf auf dem Lausitzring. Am Ende stand mit dem Titel für Spengler sowie der Marken- und Teamwertung ein Dreifacherfolg zu Buche. Zweiter Fahrer im BMW Team Schnitzer war Dirk Werner. Damit machte sich das Team zum 40. Jubiläum von BMW M selbst das größte Geschenk.
20 Jahre nach dem letzten Start gelang BMW Motorsport mit dem neuen M3 DTM E92 damit auf Anhieb der Sprung auf den höchsten Platz des Treppchens. Ein Comeback nach Maß, mit dem sich auch dieser M3 für die Rennstrecke in die Geschichtsbücher des Motorsports schrieb.
Der neue Herausforderer in der DTM: der BMW M3 DTM.
Die Ingenieure von BMW Motorsport standen vor einer spannenden und zugleich ungewohnten Aufgabe, als 2010 die Konzeptphase für den BMW M3 DTM begann. Es galt nicht nur, die Entwicklung des Fahrzeugs für das DTM-Comeback von BMW zu beginnen und sich auf den Wettbewerb mit DTM-erfahrenen Konkurrenten vorzubereiten.
Parallel wurde mit den weiteren in dieser Serie vertretenen Herstellern ein zukunftsträchtiges technisches Reglement entworfen. Knapp zwei Jahre später lässt sich bilanzieren: Beides ist eindrucksvoll gelungen. Das neue Regelwerk der DTM zielt auf Sicherheit, Chancengleichheit und Kosteneffizienz ab. Gleichzeitig ist gewährleistet, dass sich die Marken durch kreative technische Lösungen Performance-Vorteile erarbeiten können und die Fahrzeuge ihren individuellen Charakter behalten.
Der BMW M3 DTM ist das Produkt der monatelangen und intensiven Entwicklungsarbeit von BMW Motorsport, im engen Schulterschluss mit den Kollegen bei der BMW M GmbH und aus der BMW Serienentwicklung. Tausende CAD-Zeichnungen fertigten die Ingenieure an, simulierten die Tragfähigkeit unzähliger Ideen und Innovationen, testeten Motor und Fahrzeug auf dem Prüfstand, im Windkanal und auf der Strecke. Die Homologation des BMW M3 DTM durch den Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) am 1. März 2012 war ein Meilenstein, auf den gezielt hingearbeitet wurde. Seit diesem Termin ist die Weiterentwicklung des Fahrzeugs vom Reglement limitiert.
Umso wichtiger war es für die BMW Motorsport Ingenieure, die Freiräume in der Entwicklung zu nutzen und ihre Klasse und das technologische Know-how der BMW Group bestmöglich ins Fahrzeugdesign einzubringen. So ist der BMW P66 Motor eine Neukonstruktion. Bei der Auslegung und Geometrie des Fahrwerks hatten die Experten weitestgehend freie Hand.
Auch an der Aerodynamik des BMW M3 DTM wurde in den vom Reglement definierten Bereichen akribisch gefeilt. Jeder noch so kleine Vorteil zählt – und kann bei den elf Saisonveranstaltungen 2012 den Ausschlag geben. Deshalb musste sich der BMW M3 DTM im Windkanal des Aerodynamischen Versuchszentrums (AVZ) der BMW Group, dem so genannten "Aero Lab", bewähren. Erst als Modell im Maßstab 1:2, dann bei 1:1-Versuchen.
Vom 7-Stempel-Fahrdynamik-Prüfstand über modernste Versuchs- und Simulationsmethoden im BMW Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) bis hin zur Kompetenz der BMW High17 Tech-Gießerei in Landshut: Der Austausch von Ideen, Konzepten und Methoden zwischen BMW Motorsport und den Ingenieuren aus der Serienentwicklung verlief in den vergangenen Monaten in beide Richtungen.
Über 50 der insgesamt über 4.000 Teile, aus denen sich der BMW M3 DTM zusammensetzt, sind Einheitskomponenten, die in allen in allen DTM-Fahrzeugen der Generation 2012 zum Einsatz kommen. Eines davon ist das Kohlefaser-Monocoque, das in punkto Sicherheit im Motorsport neue Maßstäbe setzt. Mit integriertem Tank und seinem Stahlüberrollkäfig sowie zusätzlichen Crashelementen schützt es den Fahrer im Falle eines Unfalls wirkungsvoll.
Auch Bauteile wie Getriebe, Kupplung, Dämpfer und Heckflügel sind ab dieser Saison in allen DTM-Rennwagen baugleich. So war sichergestellt, dass die Entwicklungskosten im Rahmen bleiben. Mit 40 Siegen hat der BMW M3 seine Leistungsfähigkeit in der DTM bereits in den 1980er und 1990er Jahren unter Beweis gestellt. Der BMW M3 DTM bringt alles mit, um die Fans von BMW M auch 2012 und darüber hinaus zu begeistern.
Der BMW M3 DTM im Detail: Technische Daten.
Chassis
CFK- Monocoque mit integrierter Tank und Stahlüberrollstruktur; CFK- Crashelemente seitlich; CFK- Crashelemente vorne und hinten
Länge / Breite / Höhe
4.775 mm / 1.950 mm / ca. 1.200 mm
Tankinhalt
120 Liter
Basisgewicht (inkl. Fahrer)
1.100 kg
Motor
90° V8-Saugmotor, 4 Ventile pro Zylinder, reglementbedingte Luftmengenbegrenzung auf 2 x
28,0mm
Hubraum
4.000 ccm
Leistung
ca. 480 PS (mit Luftmengenbegrenzer per Reglement)
Max. Drehmoment
ca. 500 Nm
Motorsteuerung
Motorelektronik Bosch MS 5.1, ohne Sicherungen, zentrales Display
Getriebe
sequenzielles 6-Gang-Sportgetriebe, mit pneumatischer Betätigung über Schaltwippen am
Lenkrad; 4-Scheiben-ZF Sachs-CFK-Kupplung; einstellbares Lamellen-Sperrdifferenzial
Vorderachse/Hinterachse
Doppelquerlenker-Achse mit Druckstreben und 6-fach verstellbaren Stoßdämpfern; H&R
Schraubenfedern
Bremsen
hydraulische Zweikreisbremsanlage; Monoblock-Bremssättel aus Leichtmetall; innenbelüftete
Kohlefaser-Bremsscheiben vorne und hinten; Bremskraftverteilung vom Fahrer stufenlos
einstellbar; elektromagnetisches Startventil
Räder
Schmiedefelgen aus Aluminium; 18" x 12" vorn, 18" x 13" hinten
Reifen
Hankook; vorne: 300-680-18, hinten: 320-710-18
Aus eigenem Antrieb: der BMW P66 Motor.
Die Entwicklung des BMW P66 Motors startete für die Ingenieure von BMW Motorsport buchstäblich mit einem leeren Blatt Papier. Das erste Grobkonzept des neuen V8-Aggregats für die Rückkehr von BMW in die DTM war vergleichsweise schnell erstellt. Vorgaben aus dem technischen Reglement, wie etwa der Einsatz von zwei Luftmengenbegrenzern mit je 28 Millimeter Durchmesser, ließen rasch auf die zu erwartenden Umdrehungszahlen schließen. Anschließend konnten die Konstrukteure Eckdaten wie die Beschaffenheit der Ansaugtrichter oder der Auspuffanlage ableiten. Nach einem intensiven Abstimmungsprozess mit den Fahrzeugingenieuren begann für die Motorenexperten schließlich die deutlich aufwändigere
Detailarbeit.
Schritt für Schritt entwickelten sie das optimale Konzept. Bei jedem neuen Entwurf entstand eine neue Vorabstückliste mit allen Bauteilen des Motors. In seiner finalen Spezifikation sind dies beim BMW V8 knapp 800 verschiedene Komponenten. Insgesamt besteht der Motor aus ca. 3.900 Einzelteilen.
Beim Design des neuen DTM-Antriebs machte sich BMW Motorsport das technologische Know-how der BMW Group gleich in vielerlei Hinsicht zu Nutze. Die an das BMW Werk Landshut angeschlossene High-Tech-Gießerei steuerte die großen Gussteile wie Zylinderkopf und Kurbelgehäuse bei. Die Bearbeitung der Gussteile, ihre Beschichtung sowie die nötige Wärmebehandlung erfolgten bei den entsprechenden Fachabteilungen in München. So war der BMW P66 Motor am 25. Mai 2011 bereit für seinen ersten Einsatz auf dem Prüfstand, den er mit Bravour bestand.
Unzählige Härtetests folgten, nicht nur im Versuchslabor, sondern bald darauf auch erfolgreich im BMW M3 DTM auf der Rennstrecke. Der V8 bringt es mit Luftmengenbegrenzer auf circa 480 PS und ist das kraftvolle Herz des neuen BMW M3 für die DTM. Er ist Sprinter und Dauerläufer zugleich. Jedem BMW Team mit jeweils zwei Autos stehen lediglich drei Motoren für die gesamte Saison zur Verfügung.
Die Kraftübertragung erfolgt über ein sequenzielles Sechs-Gang-Sportgetriebe mit pneumatischer Betätigung via Schaltwippen am Lenkrad. Es verfügt über elf mögliche Vorgelege-Übersetzungen, mit denen die Ingenieure und Fahrer beim Set-up auf die jeweilige Strecke und die Motorencharakteristik reagieren können.
Neue Wege: Sicherheit in der DTM.
Im Motorsport steht die Performance über allem – mit nur einer Ausnahme. Sämtliche Spielräume werden ausgereizt, und jedes Bauteil ist darauf ausgelegt, das Auto schneller zu machen. Wer sich einmal einen Vorteil erarbeitet hat, der tut alles, um ihn zu behalten. Diese Regel haben die in der DTM vertretenen Hersteller gründlich auf den Kopf gestellt, als sie gemeinsam das neue technische Reglement entwickelt haben. Für die Sicherheit ihrer Fahrer rückt der eigene Vorteil in den Hintergrund. Im Zentrum des neuen Sicherheitskonzepts steht das aus Kohlefaser gefertigte Monocoque.
In Kombination mit einem Überrollkäfig aus hochfestem Stahl schützt es die Piloten im BMW M3 DTM und den weiteren DTM-Fahrzeugen wirkungsvoll vor den Folgen eines Unfalls. Insbesondere das Risiko für Verletzungen im Kopf- und Brustbereich konnte damit signifikant verringert werden. Neu ist auch die Gestaltung der Crashstrukturen, die ebenfalls aus Kohlefaser bestehen. Nicht nur vor und hinter der Fahrer-Sicherheitszelle verrichten die sechs so genannten "Crasher" ihren Dienst. Erstmals kommen sie im Tourenwagensport auch an den Seitenwänden der Fahrzeuge zum Einsatz. Bei den Crashtests haben all diese Sicherheitsvorkehrungen ihre Effizienz eindrucksvoll bewiesen: Im Aufpralltest halten die Seitenwände des BMW M3 DTM einem Gewicht von 36 Tonnen stand.
Bei der Entwicklung des neuen Konzepts haben BMW Motorsport, die weiteren Hersteller und der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) eng mit dem FIA-Institut für Motorsport-Sicherheit zusammengearbeitet. Das Ergebnis sind die höchsten Sicherheitsstandards im weltweiten Tourenwagensport.
Der Fahrersitz ist in das Monocoque integriert. Hinzu kommen weitere Crash-Absorber im Cockpit, die den Kopf des Piloten zusätzlich zum Helm effizient schützen. Der 120 Liter fassende Tank der DTM-Autos ist ein fester Bestandteil des Monocoques und vollständig von Kohlefaser umgeben. Die Gefahr, dass er bei einem Unfall beschädigt wird, aufreißt und sich der Kraftstoff entzündet, sinkt auf ein Minimum.
Damit der Fahrer im Falle eines Unfalls noch schneller und einfacher befreit werden kann, verfügt der BMW M3 DTM über großzügige Einstiegsöffnungen auf der Fahrerseite. Auch über die Beifahrerseite lässt sich der Pilot deutlich leichter erreichen als es noch bei den bisherigen DTM-Autos der Fall war.